Camping in Südfrankreich
- oder: wie und wo kann man im Winter übernachten?
"Der letzte Winter war für mich kein Winter wie alle anderen zu- vor, mit Schnee und Eis. Ich hatte mich entschlossen, zu klettern, in einem Gebiet in Südfrankreich, wo man während des ganzen Winters klettern kann - Buoux."      

So stand es zu lesen in der ALPIN, Oktober 1982. Und es hat mich begeistert, elektrisiert, tief "ergriffen". Die Bilder der Felsen, der Land- schaft - alles machte mich total an. Der Artikel hing als Aufforderung über'm Schreibtisch und wartete darauf, von mir realisiert zu werden... Und am 25.12. machten wir uns zu Viert auf den Weg, Abfahrt 5.20 Uhr in Nürnberg, Ankunft Buoux gegen 20.15 Uhr.
"Am Ortsende gleich eine schöne Terrasse für's Zelt gefunden. .. Es ist elend kalt. Minusgrade" (aus'm Tourenbuch). Am andern Morgen folgt die Suche nach einem vernünftigen Zeltplatz - denn wo wir übernacht waren, naja, es war eigentlich mitten im Bauernhof und nicht sehr gut.Überall "Privatgelände - defense d'entrer".

 "Beim Wirt einen halben Liter Wein (20 FF!) - er sagt in Buoux ist wild campen überall verboten - aber da oben ( und zeigt aus dem Fenster ) da sind schon welche. Stellt euch doch da dazu." Tja, das sind aber wir und noch ein paar andere, die sich auch schon hingestellt haben. Wir wollen aber da weg (und anderntags erfahren wir, daß alle andren weggeschickt worden sind). Einige Kilometer entfernt vom Klettergebiet ist rechts der Straße eine kleine Mandelbaum-Plantage mit Wendeplatz und durch Macchia nicht von der Straße aus einsehbar. Beim benachbarten Gehöft frage ich nach, wem's gehört, ob wir zelten könnten (ohne Lagerfeuer natürlich), ob wir da stören würden ...
- Die Antwort hab ich später mal, fast wörtlich von einem Bauern aus der Fränkischen erhalten: "wer viel frocht, geht viel irr". Also gut, wir bleiben

 - Drei Wochen später komm ich gleich nochmal, mit andrer Mannschaft, aber auf den selben Platz. Zu Ostern überrennt eine deutsche Invasion das verschlafene Buoux: "Notdürftig in Felsspalten versteckte Dosen, Plastiktüten im Gebüsch, und der Latrinengeruch an vielen Einstiegen rief Bahnhofstoiletten-Assoziationen hervor" - schrieb Alfred Kubin in der ALPIN 1/84 rückblickend über diese Tage und das darauf folgende Kletterverbot.
Aber der Virus war eingeschleppt. Im Winter wollt ich wieder au sud. Wir fuhren zur Montagne de la Sainte Victoire. In der boulder standen tolle Sachen über das Klettern dort und Pete Livsay's Auswahl-Führer bot etwas Information.

Aber wo übernachten? Der Zeltplatz in Baureceuil war scheinbar geschlossen und häßlich (stimmt gar nicht, kann man gut drauf bleiben!)."Bei den Parklplätzen steht in drei Sprachen, daß Zelten verboten ist. Also suchen. ..Am Gestüt Coquille nix, weiter nach Suberoque... und wir fragen.. und der Mann gibt uns ein Empfehlungsschreiben für den Beauftragten, der in L'Etang wohnt.

 Nettes Ehepaar aber: zelten verboten." Wir fahren noch ziemlich viel rum, finden aber nix. Also biwakmäßig, aber mit zwei kleinen Zelten, 2 bis 300 Meter vom zentralen Parkplatz entfernt, hinter einem kleinen Macchia-Wäldchen wird das Lager auf geschlagen. - Bis am dritten Tag ein uniformierter National-Parkwächter kommt und uns sehr höflich, aber auch sehr bestimmt bis Abend Zeit gibt den Platz zu verlassen. Merde! Und wieder beginnt das herumgurken und fragen. Schließlich landen wir in Puyloubier. Der Camping Municipale ist geschlossen, die Anwohner rufen für uns aber in der Gemeinde an und wir dürfen uns draufstellen. Die Duschen funktionieren nicht, dafür kost's nix und es gibt Wasser, Müllabfuhr und in den späteren Jahren sogar tolle Grillplätze.

Viele Jahre fahren wir dorthin. Fragen immer brav in der Gemeinde- verwaltung, bringen dann auch immer schon Weihnachts-Lebkuchen mit, bis eines schlechten Tages, ein neuer Polizei-Kommandant seinen Dienst antritt und es nicht mehr gestattet, daß auf dem geschlossen Campingplatz dieses "Gesocks haust" (sinngemäße Übersetzung).
Nun, das hat uns auch nicht gehindert weiter in den Süden zu fahren. Zunächst waren wir dann oft auf dem Naturfreunde-Haus in der Nähe von Toulon, später hab'n uns die Rotpunkt-Führer mit ihren Öffnungszeiten der Campingplätze gute Dienste getan und dann endlich, haben wir die Gites Ruraux entdeckt.