Notizen
 einer Reise durch den Midi
( Teil1: Kälte & Wein )
...Nix will ich berichten vom eisenfesten Gestein, von der tollen oder gar der ach so kühn oder schröcklichen Absicherung. Schon gar nicht von Geheimtips oder unbekannten, unentdeckten Kleinodien, die der findige Autor dem drögen Publikum generös serviert.
Text im Tourenbuch: "Di.20.12.94. Abfahrt von Augsburg gegen 8.30 Uhr. Schneeregen. Scheißwetter. Einkauf in Remoulins gegen 18.45 Uhr! Kalt & sternenklar." Und am Tag darauf  "Mistral. Saukalt. Blau. Sonne. Gegen 9.oo Uhr zum Bäck. Spät kommen erste verschämte Strahlen zum Platz". So geht es weiter. Tag um Tag. Für alle Sonnengierigen und Wärmegeilen: wir hatten, mit einem Tag Ausnahme, vier Wochen Sonne und meist blauen Himmel. Aber ebenso immer Wind, manchmal Sturm. Und Kälte, oft bitterkalt. Am Wandfuß im Schatten von Macchia-Bäumen bibberst du mit zwei Faserpelzen. Im "sonnigen Spanien", an der Küste bei Taragona in der Nacht zum 4. Januar, war der Wasserkanister und der Perrier durchgefroren. Auf der Innenseite vom Außenzelt war eine Eisschicht. Im Klettergebiet von Mussara gibt's neben der Hütte ein Rinnsal, ein Bächlein - das den ganzen lieben langen Tag gar nicht mehr auftaute. In Montserrat blies uns der Wind aus den 9oo Stufen des Zustiegs. Und später, wieder in Südfrankreich, fuhren wir einen ganzen Tag durch mehr oder weniger verschneite Landschaft. In Montpellier, auf doch so gewaltigen 121 Metern Meereshöhe, stellten wir unser Zelt neben einen Schneemann. Ganz zum Schluß, an den Dentelles de Montmirail, glitzerte die Luft von Schneekristallen - bei blauem Himmel und Sonnenschein. Der Mont Ventoux schickte uns Grüße und Vorboten aus der Heimat brachte der Mistral.
- Nix als Klagen! Warum also der Aufwand? Weil wir jeden Tag klettern gehen konnten, weil Thymian und Rosmarin die Wand in Düfte hüllten, weil  z.B. im genannten Mussara kleinste Osterglocken mitten aus den Felsen blühten oder die Mandelbäume oder allüberall der gelbe Stechginster. In Katalonien reifen die Orangen und Zitronen. Mandarinen, groß und saftig wie Apfelsinen, nur einfacher zu Schälen, wachsen als Zierbäume am Supermarkt. Tja, und dann noch der WEIN. Spanien ist uns noch fremd und unsere Erfahrungen waren eher bescheiden. Aber in Frankreich! Mein Vater wünschte sich zum Geburtstag einen richtig trockenen Wein und wir haben keine Kosten und Mühen gescheut etwas passendes zu finden... Rundum AOC-Weine. Höchstes Prädikat und Wein wohin das Auge blickt. Selten, wie in der Gegend um Tarascone oder vor Perpignan, findet man Salat-, Gemüse- und Obstanbau. Aber sonst dominiert Wein die Landschaft und die Menschen.  Die EU allerdings zahlt Stillegungsprämien und immer häufiger sieht man verhackstückte, verheerte Weinfelder. Trotzdem, allein die Winzervereinigung in Gigondas bietet 40 Domaines an und rund um die Dentelles gibt's noch Vacqueras oder Beaume de Venise und den Cotes du Ventoux. Auch bei Vingrau und vor allem in Tautavel - da, wo sie den ältesten Europäer gefunden haben - wurden wir fündig. So mancher Roter war so trocken, daß er wohl eher die Bezeichnung "staubig" verdient. Aber: es gibt auch ganz viel süßen, sogenannten Vin doux naturel. Berühmt die roten Sorten bei Rivesaltes, Banjuls oder Maury und auf unserer ganzen Route: der Muskat. Ein schwerer - ca. 15 Volt - Weißwein, honiggelb, gut gekühlt als Aperetif oder als Dessert. Beim ersten zufälligen Versuch, hab ich ihn noch ausgespuckt, danach aber fast die Flasche ausgesüffelt. In kleinen Schlücken und mit Pausen dazwischen, das Suchtverhalten war allerdings unverkennbar. Acht AOC-Sorten haben wir durchprobiert, von Beaume de Venise bis ins spanische Katalonien... Zum Glück waren wir im VW-Bus unterwegs - die Weinhandlung hätte im Uno keinen Platz gehabt  (und wir wären nicht geklettert, denn wir hätten ja alles sofort saufen müssen ).
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Teil 2 der "Notizen"
Teil 2
Freunde
(französiche)