Auf
Grund seiner Höhe, kann man im Victoire auch in Alpinismus machen.
Zunächst durch Pinienwald ( soweit der letzte Großbrand noch was
übrig gelassen hat ) und später durch rote Bauxit-Canons, ausgewaschen
von den Herbstunwettern, führt der Weg auf eine erste kleine
Hochfläche. Dort wütete schon vor vielen Jahren ein Feuersturm und
noch immer stehen verkohlte Stämme als dringende Mahnung in der
niedrigen Macchia. Die Sonne löst die ätherischen Öle der Herbes de
Provence und bei uns die Schweißdrüsen. Dann sind wir am Einstieg der
"Trace noir".
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Dreißig Meter leichte Kletterei über
abgespeckte verbackene Kiesel in eine schattige Rinne. Dort hat
die Erosion den Weiterweg eigentlich unmöglich gemacht, aber
mit Hilfe einer Eisenkette turnen wir auch über dieses
Hindernis. Der Pfad ist imer leicht zu finden, manchmal führt
er über stark geneigte Platten, bis plötzlich ein
überhängender Kalkwulst den Weg versperrt.Nach links
ausweichen, bis eine Verschneidung den einfachen Durchstieg
vermittelt. Von da oben gibt es dann mehrere Möglichkeiten zum großen
"Croix de Provence" zu gelangen.
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Fast alle Touren sind
"alpin" - ungeputzt, manchmal etwas bröselig, wenige alte
Haken und man muß schon selber die richtige Linie finden. Am
einfachsten bleibt die Trace noir, immer knapp rechts der Pfeilerkante,
nie schwerer als 3+ und meist nur mit kurzen Kletterpassagen ( ab der
Gedenktafel sind es ca. 6 Seillängen ).
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Ein Speckkamin läßt sich
elegant - wenn auch mit etwas höherem Schwierigkeitsgrad - umgehen. Das
einzige Problem kann Steinschlag sein - wenn vor einem schon welche unterwegs sind. |
Ist man endlich oben, hat man einen tollen Rundblick und
"freie Sicht auf's Mittelmeer". Sofern nicht der Mistral
bläst und sich bemüht, dich auf dem kürzesten Weg ins Tal zu
befördern, da hilft dann auch kein Gleitschirm mehr. |
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Hier bieten
sich nun drei Alternativen an: eine lange Gratwanderung bis Puyloubier (
nur empfehlenswert bei relativer Windstille und ausreichend Zeit ), der
Abstieg über die Trace noir durch eine Höhlenruine - die Garagai ( ca.
2 Stdn. ), oder ein gemütliches Biwak im alten Mönchskloster "Notre
Dame". Bis 1879 war es von Ordensleuten bewohnt, heute ist es eine
einfache Biwakschachtel mit Holzbohlen als Schlafstätte. Im Hof des
Klosters steht noch eine alte Zisterne ( das Wasser ist zweifelhaft -
lieber selber welches mitbringen! ) und rundum sind einige shortclimbs
möglich. Man kann auch über die Brèche-des-Moines abseilen und noch
ein paar schwerere Routen anhängen.
Neben der
beschriebenen Trace noir führen natürlich noch viele Wege auf den
Gipfelgrat. Durch Kombination verschiedener Routen kann sich jeder
"seinen" Weg selber gestalten. Bekannt ist noch der
"Grand Parcours", mit 19 Seillängen und Schwierigkeiten bis
6a, auf den höchsten Gipfel "Le Signal".
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