Erfroren an der Costa del Sol
  
Vor ein paar Jahren war ich mit meiner Liebsten im Urlaub in Italien. Wir fuhren im geliehenen Wohnmobil durch die Kletterlande: Gardasee, Bismantova, Muzzerone und endlich auch nach Finale. Und dort schüttete es was das Zeug hielt. Tagelang. Es war um Allerheiligen, also November und dementsprechend selbst an den südlichen Gestaden: ganz schön frischlich...Frust und Langeweile verleiteten uns zu einer "Wanderung". Eigentlich sollte es mehr ein Nachmittagsbummel in einer Regenpause sein. Von Le Manie (dort waren wir am Campingplatz) führte unsre "Tour" in einer Schleife bergab, vorbei an einem neuen Klettergebiet (überhängend, Grotte, sauschwer) bis unter den
Monte Corno. Inzwischen hatte es wieder begonnen, heftig zu regnen. Der Weg war ein Bach,
streckenweise auch total überflutet  - die Schuhe durchweicht, die Klamotten naß. Immer wieder waren entlang des Wegs kleine Kartenskizzen mit Wegbeschreibung, Markierung, Zeit- und Kilometerangaben. Diese hatten uns verführt überhaupt so weit zu hatschen. Nun wurde es allmählich höchste Eisenbahn, den Heimweg anzutreten und just in diesem Moment, stand wieder so ein Wegweiser da und bedeutete uns nach links in die Büsche abzubiegen und den Hang hinan zu steigen gen LeManie, ca. 1,3 km. Alles easy.

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Aber schon nach wenigen Metern, war kein Wanderweg mehr zu entdecken. Und es ging mächtig durch die Macchia, mit all dem triefenden Grünzeug - eher auf Wildschweinpfaden, als auf einem Weg. Bald war keine Markierung mehr da und gebückt brachen wir durchs Unterholz. Immer bergauf - kann ja nix schiefgehen. Plötzlich Wandabbrüche dazwischen, auch schon mal leichtere Kletterei an schmierig-nassen Steilstufen. Ich komm ganz schön ins Schwitzen, die Gore-Jacke geöffnet, sodaß auch innen endlich alles pitschnaß wird... Und zu aller Freude wird dunkel. Kaum noch ist der Pfad auszumachen, längst irren wir auf Wildwechseln umher. Oh Mann! 500m von der nächsten Ortschaft entfernt, erfrieren zwei erfahrene Bergsteiger an der italienischen Riviera! Tolle Schlagzeile - und wir so blöd! Aber wir haben uns verlaufen, sind klatschnaß, es ist Nacht und die Temperatur wird gegen die Nullgradgrenze fallen.

Und endlich! im allerletzten Licht: ein Pfad, ein Weg und kurz darauf links davon ein alter Wohnwagen. Gerettet! Wenn's sein muß brech' ich den auf und es wird alles gut gehen. Mit diesem Wissen als Rückhalt stürmen wir den Weg weiter - der muß ja irgendwohin führen, so was baut keiner aus Jux & Tollerei. Und tatsächlich, 10 Minuten später treffen wir auf die Teerstrasse - das muß die von Finale nach Le Manie sein. Nur, wohin müssen wir? Links - oder vielleicht doch... Ein Auto kommt vorbei, ich spring' auf die Straße und halte die Fahrerin an: "directione Le Manie?" frag' ich. Wirres Haar, alles naß, stockfinster - die Frau hält mich für blöd, gefährlich oder sonst was, deutet über die Schulter "cento metri". Ähäm, naja, soso - also nur um die Kurve... Und da ist's erleuchtet und ein paar Meter weiter der Zeltplatz. Heiße Dusche! Survived!