Höllentorkopf
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"Weg der
Freundschaft"
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Am
Samstag, 25.7.1992, fahr ich mit'm Siggi ins Wetterstein. Zum
Höllentorkopf. "Pfanzelt", VI,
meist V+ und
V. Eine Alpintour - aber für Faule oder eben für Leute wie uns, die
nicht soviel Zeit, auch nicht unbedingt soviel Kondition und auf gar
keinen Fall soviel Lust, auf lange alpine Zustiege, frühes Aufstehen,
Bruchgerödel und am Besten noch üble Absicherung, haben.
Der "Zustieg" reduziert sich auf 20 Minuten nettes Gehen, von der Osterfelderbahn, durch die Rinderscharte, unter die Wand. Für den Vorbau wählen wir eine mittlere Variante, eher IV, dafür nicht so bröselig. Dann: 4 schöne Seillängen, toller Fels, gebohrte Stände. Abseilen über die Route. Keile fast überflüssig, nur die maroden Holzkeile in der 4. Seillänge sind etwas gruselig. 30 Minuten zurück zum kühlen Hellen.- Ein schöner Samstagnachmittag! |
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Brüchig, unangenehm, tatsächlich nur 2 alte Haken. Dann in Nische links, 2 neue Haken: Stand! Siggi kommt nach, kurz verständigen, Material übergeben, er geht weiter. Rechts hoch, nach der Kante verschwindet er. Und dann wird's lang. ... In der Nische tropft das Wasser und ich hab nur ein Muskelshirt und Leggins an (4 Seillängen, Südwestwand, kein Wetterumschwung zu erwarten). Saukalt. Und die (schei...)Bergwacht macht eine Übung (wie wir später erfahren - noch schlimmer: sie machen eine Presse-Demonstration), dauernd kreist der Hubschrauber. Keine Verständigung zum Partner möglich. Dieser kämpft! Schimpft! Findet kaum Haken, nix zum Keil-legen, schwieriger Quergang. - Komisch - Und dann : er probiert's immer wieder nach oben und kommt nicht rauf. Haken steht weit raus, abgebunden, und er kommt nicht hoch - zu schwer, zu gefährlich... - komisch (Siggi ist viel besser als ich, klettert relativ locker im Siebten Grad...). Scheißegal, geh' endlich! ich friere! und die Stimmung sinkt mit dem Hubschrauber-Gekreisel und der Finsternis! Nach mehr als einer Stunde, unvermittelt: "Stand! Nachkommen!" Irgendwie nix Gescheites, aber ich bin froh mich wieder bewegen zu können...Schwer geht's um die Kante - und siehe da, da sind zwei alte Haken. Ein Standplatz! Und der Quergang, naja, tief unten, mit der Sicherungsschlinge um einen Felskopf - geht das schon. |
Und dann der abgebundene Messerhaken - steht weit raus! - und da rüber zu kommen: keine Chance! - Siggi hat Stand an einem geschlagenen Haken und zwei Meter weiter einen alten Petzl-bolt der ersten Generation (8mm, Selbstbohrdübel, rostig). Rauf will ich ganz sicher nicht mehr! |
Zu schwer ( ich hab's kurz angetestet und wenn's Siggi schon nicht schafft...), entnervt, verfroren: NUR RUNTER! ist die Devise. Eigentlich ist auch alles klar: wir sind zu weit rechts, mein Stand war zu früh und dann ging's eigentlich gradaus hoch und nicht nacht rechts, wir sind in der Route "Schraubstock" VIII- !! und da haben wir nix verloren! Kurze Beratung: Aufgabe! Abseilen. Eine Kevlar-Schlinge durch den Petzlbolt und ab geht die Abseilfahrt 50 Meter downtown! |
Zwischendurch trete ich
lose Schuppen ab und die donnern nach unten - ausgesetzt bis ins
Höllental! Siggi frägt immer wieder nach, ob was passiert ist... nö nö,
alles oh kö! Nur die Kevlar-Schlinge wird so verdammt dünn an der Kante vom
bolt... Siggi opfert später seinen uralten Lieblingskarbiner (schwarz)
und vertraut nicht der Schlinge. Ich komm gut unten an, 50m haben gerade
ausgereicht , fast ein Touch-down ( wobei mir da ein großer Block so auf
die Füsse gerollt ist, daß ich fast nicht wegkam...). Und dann sehn wir
das Malöhr: hätten wir nur wenige Meter weiter gequert, wären wir zu
einem Stand in der "Pfanzelt" gekommen! Und da wär alles
einfach gewesen...
Na gut: Nix passiert, rechtzeitig umgekehrt, klug entschieden! Beweis: wir leben noch und sind quietschfidel. q.e.d. Andere haben sich da noch blöder angestellt und vor allem: denen ging's ganz schön dreckig! |