Pfälzer Honig, oder: I've survived
Unser erster Aufenthalt in der Pfalz: Angie, als relativer Neuling, der Autor, schon ein erfahrener Kletterfreak und Mani, unser "guide", er war schon oft im Buntsandstein und in seinem Führer stehen zu vielen Routen die präzisen Angaben, wie z.B. "Hex3, Rock5, flexFriend1.5"... 

Am Eingewöhnugstag machen wir  schöne Routen rund um den Bärenbrunner Hof.  Erste Vorstiege von mir - ich mach meist die zweite Seillänge - gelingen ganz gut, denn solche Sandstein-Kletterei, vor allem die Aufleger, mantle und Durchstützer kenne ich aus Fontainebleau. Die Absicherung ist halt manchmal zum Davon- Laufen, aber mit ein paar Keilen oder Friends kann ich die Nerven in den leichten Routen schon beruhigen ( wie ich in einem abdrängenden Finger-Klemmer-Riß auch noch Keile legen soll, ist mir allerdings schleierhaft - nur so weit bin ich ohnehin noch lange nicht ).  Am Abend gibt's Pännel (Blutwurst mit Bratkartoffeln) und Pälzer Wein - "stark wie ein Löwe will ich sein" ( hat mal  Ron Kauk gesagt ) - man merkt, da war ich noch nicht Vegetarier.

Anderntags ging's rauf zum Honig. Nicht zur Imkerei, sondern zum gleichnamigen Felsen in der Nähe des Bärenbrunner Hofes. Ein imposantes Teil! Wie eine große Keule, allseits abdrängend, ist der Buntsandstein-Klotz in den Steilhang gerammt. Der "Flug des Albatros" beschreibt im Namen was in der Route passiert, wenn... Wir begnügen uns mit dem Normalweg VI-. Der steigt oben am Hang, fast an der Bergseite ein und schraubt sich über die Talseite zur gegen- überliegenden Wand gen Ausstieg. Zwei Seillängen, die Schlüsselstelle kurz vorm Ende der ersten. Mani steigt ein, legt ein paar Keile, am Kriechband ( muß nicht sein, aber er demonstrierts mal ) entlang zum ersten Ring und weiter bis zum Stand. (Die Fotos zeigen die Kante unterhalb des Kriechbandes, vor dem ersten Ring )

 

 

Honigfelsen
Normalweg
V,A0 (  IV- )
1922, Gebrüd. Mann


linkes Bild:
Rudi Scheiber
(vermutl. vor dem II.Weltkrieg)

rechtes Bild:
Mani Schipf
( 8/'91 )

 
Angie steigt nach, aber nach ein paar Metern ist ihr einfach zu unwohl und sie kehrt wieder um. Ich war unten am Weg beim Foto machen, also wieder rauf, schnell einbinden, Mani wartet ja, und noch Angie erklären, wie der Fotoapparat funktioniert.
Dann aber los! Kräftig durchschnaufen, für'n Angstbiesler war keine Zeit mehr.  Keil entfernen, Sanduhr raus, wieder ein Keil, eine Hand auf dem Aufleger der Kante, Füße auf kleinen Reibungstritten, total ausgesetzt geht der Blick von der Kante runter zum Weg. "Hallo Angie!" Mani holt Seil ein und da: ein Knoten im Seil! Wie kam der da rein? Mani holt weiter ein  und das Seile-Ende schlängelt sich auf dem Kriechband davon. Scheiße!! Der Knoten war mein Einbindeknoten, oder besser gesagt, 50 % davon, denn ich hatte ihn nur durchgesteckt und nicht zu Ende gebunden! Schnell zum Seil gegriffen, wieder in den Gurt gesteckt, irgendwie einhändig den Sackstich nachgefummelt und weiter als sei nix gewesen. puhhh! pffft! und dann ist die Luft raus, das Adrenalin überholt mich von hinten, als ich zum Stand bei Mani ankomme.  Ich sag nur "die zweite Länge mach ich heut' nicht" die weiteren Erklärungen kommen später...