Einbrecher in Australien
Grade kommen wir zurück aus Papua Neuguinea. Haben alles gut überstanden, eine Woche Virusinfektion, Flüge im Miniflieger zur Graspiste auf den Bergen, Gewaltmärsche durch den Urwald, Mount Willhelm 5650m, Tauchschein im Meer ... alles! Selbst auf den gefährlichen Strassen: kein Unfall, kein Hold-up. Nachts in Lae: kein Überfall ( obwohl: als ich krank im Bett lag, wartete Axel auf seine Geigenlehrerin - vergeblich; es stellte sich später heraus, daß eine mit Maschinenpistolen bewaffnete Gang eine Bank überfallen hatte und das Auto der Lehrerin als Fluchtfahrzeug "requiriert" hatte...). Keine besoffenen Sepik- Leute in Madang - trotz oder wegen der prohibition.

Alles easy. Aufatmen. back in civilisation. Nach einem langen Flugtag - warten auf den verspäteten Flieger von Madang nach Port Moresby, dann viel Zeit dort ( "Betelnuß-kauen verboten!"), weiter nach Australien, sind wir endlich in Cairns am Flughafen und haben sogar das umständliche Einreiseprocedere unbeschadet hinter uns gebracht.

Dort am airport kann man sich ein Hotel aussuchen und buchen und wird dann gleich abgeholt - auf ins "palms paradise", einchecken, Gepäck verstauen, luftig anziehen und "auf die piste"! Ausgehen am Abend. Shopppen by night. 
Alles offen. Viele Menschen. Offene Bars und Restaurants. All alk you want. T-shirts kaufen. Essen und Trinken, ganz gepflegt. Luxus pur. Und keine Sorgen. Ganz unbeschwert. Durch dunkle Strassen zurück zum Hotel. Ein freundlicher Gruß, Wecken vereinbaren und auf's Zimmer zu einem Schlummer-Drink. Wir sind noch zu Dritt: Angie, Marlis und ich. 
Es ist warm, aber die Mädels wollen nicht, daß wir die Klimaanlage ein- schalten. Alle Decken und Tagesdecken vom Bett und als großer Knäuel vor die Balkontür, diese natürlich offen - wegen der besseren Luft, heißt es...- und der Vorhang zu wg. dem Neonlicht. Cheers! und sleep well! What a day.
Ein riesen Getöse - davon wach ich auf und merke, ich brüll' auch mit. Was ist los? Panik fast, extreme Erregung auf jeden Fall, vom Schreien fast heiser. Ein unartikuliertes, nicht aus Worten bestehendes Bellen und von allen Dreien im gleichen Tonfall...

Was war passiert?  Angie hört ein Geräusch und erwacht davon, denkt, naja, dem Giggerl ist's zu heiß und er ist auf'm Balkon. Aber was schnarcht dann neben mir? Dann halt Marlis, aber die liegt doch auch noch im Bett.. da, DA!! da kommt auf allen Vieren ein Mann ins Zimmer gekrochen! vom Balkon und quält sich grade über den Haufen Bettzeug: Und Angie brüllt ihn an! in bester Erzieher-Manier, in universaler Sprache, bestimmt, strafend, einschüchternd (wenn die Pfeile nicht so gut verpackt gewesen wären ... sagt sie später) und gleich darauf erwacht Marlis und brüllt genauso mit - ohne zu wissen was los ist und als letzter: ich. Siehe oben.

Der Einbrecher haut in Panik ab, wie vom Blitz getroffen hechtet er über die Terrasse runter auf die Straße und flüchtet. Ich spring noch auf den Balkon - viel zu spät, er ist schon über alle Berge! ( Er hat aber, wie sich am andern Morgen herausstellt, seine Scheck-Karte bei der Flucht verloren und die Polizei wird ihn schnell haben ) Das Herz rast. Alle reden, Erleichterung stellt sich nur langsam ein - zu sehr beherrscht uns das "was hätte sein können, was wäre wenn". Auf alle Fälle noch der letzte Rest Rotwein oder ein Bier aus der Minibar. Welch ein Angriff auf die Privatsphäre, "my home is my castle". Nix is! Alle Wertsachen, Tickets, Ausweise - alles lag auf den Nachttischen, griffbereit. Und wenn der bewaffnet gewesen ... Seit dem hab' ich bis heute große Probleme zu Hause sie Balkontür auf zu lassen. Saukerl!

     

Das Beste aber war die tierische Reaktion von uns. Wer einmal gesehen hat, wie eine Horde Schimpansen auf einen Leoparden  (oder dessen Attrappe ) reagiert - alle gemeinsam mit ähnlichem Gebrüll, hoch aggressiv, mit Stöcken auf den Boden schlagend, mit Steinen, Früchten, Ästen nach dem Feind werfend - alle gemeinsam und ohne daß die meisten den Angreifer überhaupt gesehen oder lokalisiert hätten - wer das gesehen hat, weiß woher unsre Reaktion kam. Zwei Millionen Jahre sind keine Zeit für existentielle Verhaltensmuster!