The Land of the Unexpected - PNG  
   
Nach einigem Aufwand kam unsere Gruppe - bestehend aus vier weißen Touristen, einer weißen "Reiseleiterin" (unsere Freundin Anja, die schon mehrere Jahre in PNG lebte), 5 Trägern und ihrem Führer aus einem Dorf, ca.  eine Stunde Fußmarsch entfernt - kam also unsere Gruppe in Quenchenchen an und wurde vorläufig von einem jungen Mann in seinem Haus untergebracht.  ( siehe extra story "Wasser-Bergsteigen" )

Am Abend, wir hatten grade gegessen ( Reis und Fisch in Dosen hatten wir mitgebracht und die Frau unseres Gastgebers hatte das Essen für uns zu- bereitet ) und machten es uns in unseren Schlafsäcken gemütlich, plötzlich größerer Aufruhr vor unserer Hütte. Die "Big-Man" kamen. Vier alte Männer und zwei jüngere "Dolmetscher" nahmen ums Lagerfeuer Platz zum würdigen Talk-Talk.

Die Alten waren unscheinbare Herren, unspektakulär gewandet, in zerrissenen T-shirts und Shorts, einer mit sauberem Hemd -  sonst war nix von Häuptlingswürde zu erkennen ( für die Papuas sind solche Äußerlichkeiten üblicherweise unwichtig, außer bei Zeremonien ). Sie begrüßten uns in ihrem Dorf ,  hießen uns willkommen und fragten nach unserem Begehr. Unser touristisches Ansinnen, nur zu wandern, in den Busch zugehen, Land und Leute kennen zu lernen -  war ihnen unverständlich und nicht so recht zu vermitteln. Weiße kannten sie nur als Missionare oder Händler. Nach längerem Hin und Her hatten sie sich wohl auf  folgende Lesart geeinigt: wir seien Delegierte der "mother church of germany" und als solche herzlich willkommen; wir seien bei ihnen goldrichtig um das wahre Papua kennen zu lernen; wir dürften ( das ist ein MUSS ) auch an ihrem Fest - einem Sing-Sing - teilnehmen; wir dürften auch unsere Donation machen und ansonsten berichteten sie von ihren Problemen mit dem Schulweg der Kinder ( sie bräuchten eine Straße und einen Bus... was wir vielleicht in Deutschland für sie... ).

Diese klassische PNG-Lösung machte unsere Anwesenheit für das Dorf verständlich, ja gereichte zur Ehre des Dorfes und stellte vor allem die Harmonie ( die wir durch unser uneingeladenes Eindringen gestört hatten ) wieder her.

Nach einer guten Stunde Talk-Talk ( ohne Anja hätten wir das nie überstanden und fast nix verstanden, vor allem ihr perfektes Pidgin überspielte unser aller mittelprächtiges Englisch ) zogen sich die Herren zurück, teilten uns dabei aber noch mit, daß sie ein Essen für uns in Auftrag gegeben hätten - als förmliches Willkommen.

Wir waren ja eigentlich satt, aber ein Papua kann immer essen - also auch wir... Kurze Zeit später erschien eine Frau, mit dem üblichen Puffärmel-kleidchen, barfuß - ganz normal eben - mit einer großen Schüssel Reis und einem Huhn darin. Allerdings schaute sie uns "ganz frech" direkt ins Gesicht und in die Augen ( eine "anständige" Einheimische würde vor Fremden den Blick senken und nie direkt ... ). Sie sprach auch sehr perfekt englisch ( besser als die meisten von uns zumindest ) und parlierte im fröhlichen small-talk. Seltsam. Irgendwann fragten wir nach: sie war die Frau des Arbeitsministers der Republik Papua Neuguinea! Sie erzählte dann zum Beispiel von ihren Aufenthalten in Sankt Moritz ( "where they made the James-Bond-Film" ) und ihre Anwesenheit in diesem Hinter-Pfui-Deifi-Dorf war darin begründet, daß sie hier geboren war. Und um Weihnachten rum kommen alle heim zu ihrem Ples (= place) und das werden alle familiären Probleme, die sich übers Jahr angesammelt haben, beredet und  geklärt. Wer nicht kommt verliert unter Umständen das Anrecht auf seinen "Garten" (= Landbesitz / Felder).

Nun ja, the land of the unexpected!